Blindenführhunde sind weit mehr als nur Haustiere – sie sind für blinde Menschen unverzichtbare Helfer im Alltag. Doch wie wird ein Hund zum Blindenführhund, welche Aufgaben übernimmt er und wie können Betroffene von den tierischen Helfern profitieren? In diesem Blogartikel tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Blindenführhunde.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist ein Blindenführhund?
- Welche Hunde sind als Blindenführhunde geeignet?
- Ausbildung eines Blindenführhundes
- Aufgaben eines Blindenführhundes
- Voraussetzungen für einen Blindenführhund
- Blindenführhunde im Alltag
- Die Geschichte von Martina und wie Blindenführhunde ihr Leben bereicherten
Was ist ein Blindenführhund?
Ein Blindenführhund ist ein speziell ausgebildeter Assistenzhund, der sehbehinderten oder blinden Menschen hilft, sich im Alltag sicher und unabhängig zu bewegen. Diese Hunde erkennen Hindernisse, helfen bei der Orientierung und sorgen dafür, dass ihr Besitzer in keine gefährlichen Situationen geratet.
Welche Hunde sind als Blindenführhunde geeignet?
Nicht jeder Hund ist für diese anspruchsvolle Aufgabe geeignet. Besonders beliebt sind Rassen wie Labrador Retriever, Golden Retriever oder Königspudel, die sich durch Intelligenz, Belastbarkeit und Menschenbezogenheit auszeichnen. Aber auch der Charakter des Hundes spielt eine entscheidende Rolle: Geduld, Ruhe und ein ausgeglichenes Wesen sind wichtig.
Ausbildung eines Blindenführhundes
Die Ausbildung eines Blindenführhundes ist intensiv und beginnt bereits im Welpen Alter. Sie gliedert sich in zwei Hauptphasen:
- Sozialisierung: In den ersten Lebensmonaten lernt der Hund grundlegende soziale Verhaltensweisen, Gehorsam und wird an verschiedene Umgebungen gewöhnt.
- Spezialtraining: Danach folgt ein spezifisches Training, das oft in einer Blindenführhundeschule stattfindet. Der Hund lernt, Hindernisse zu umgehen, Türen und Trottoire zu erkennen und gezielt auf die Kommandos seines Besitzers zu reagieren.
Die Ausbildung dauert in der Regel 6-9 Monate und stellt hohe Anforderungen an den Hund und den Trainer.
Aufgaben eines Blindenführhundes
Blindenführhunde übernehmen viele Aufgaben, unter anderem:
- Navigation: Sie führen ihren Besitzer sicher um Hindernisse und durch Menschenmengen.
- Warnsignale: Sie erkennen Gefahren wie Treppen oder herannahende Fahrzeuge.
- Assistenz: Sie helfen bei alltäglichen Aufgaben wie dem Öffnen von Türen oder dem Auffinden bestimmter Orte.
- Emotionale Unterstützung: Neben ihrer praktischen Funktion sind sie auch treue Begleiter, die ihrem Besitzer Sicherheit und Trost spenden.
Voraussetzungen für einen Blindenführhund
Um einen Blindenführhund zu erhalten, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:
- Eine anerkannte Sehbehinderung oder Blindheit.
- Die Fähigkeit, den Hund selbständig zu führen und zu versorgen.
- Oftmals eine Genehmigung durch die Krankenkasse, da die Kosten für einen ausgebildeten Blindenführhund zwischen CHF 60'000 und CHF 70'000 liegen können.
Blindenführhunde im Alltag
Blindenführhunde verändern das Leben ihrer Besitzer oft grundlegend. Sie ermöglichen mehr Unabhängigkeit, Mobilität und ein Stück Normalität. Gleichzeitig entwickeln viele Menschen durch die enge Bindung zu ihrem Hund ein tiefes Vertrauen. Das zeigt auch die folgende Geschichte von Martina.
Die Geschichte von Martina und wie Blindenführhunde ihr Leben bereicherten
Mit zweieinhalb Jahren wurde bei Martina ein Gendefekt diagnostiziert: Retinitis Pigmentosa (RP). Dieser führt nach und nach zur kompletten Erblindung. Lange Zeit wollte sie diese Tatsache nicht wahrhaben und mogelte sich durch Schule und Alltag. Mit 25 Jahren erfuhr sie von einem Augenspezialisten, dass sie vollständig erblinden würde. Martina fühlte sich, als würde ihr der Boden unter den Füssen weggezogen.
Ein Blindenstocktraining sollte ihr helfen, aber es fühlte sich für sie nicht richtig an. Erst ein Computerkurs für Blinde eröffnete ihr neue Perspektiven. Dort lernte sie eine Frau mit einem Blindenführhund, einem schwarzen Labrador, kennen. Diese schwärmte von der neuen Lebensqualität, die ihr der Hund brachte: Mobilität und eine Ablenkung von der eigenen Einschränkung.
Da Martina mit Hunden aufgewachsen war, stand ihr Entschluss schnell fest: Sie wollte einen Blindenführhund. An einer Blindenführhundeschule lernte sie in einem viertägigen Kurs alles über das Führen eines Hundes. Und Xeres, einer der Hunde, eroberte schnell ihr Herz. Nach gründlicher Vorbereitung zog er schließlich bei ihr ein und wurde über elf Jahre lang ihr treuer Begleiter. Auch im Ruhestand blieb er an ihrer Seite, bis er schliesslich starb.
Martinas Leben hatte sich inzwischen verändert: Sie war verheiratet und Mutter eines Kindes. Ihr neuer Blindenführhund sollte daher ein etwas anderes Profil haben. Die Wahl fiel auf Pacha, einen ruhigen schwarzen Labrador. Nach einem intensiven Training wurde Pacha Teil der Familie. In den ersten Wochen durfte er ankommen, dann begannen sie mit dem Trainer zu üben ein gutes Team zu werden.
Heute erleichtert Pacha Martinas Alltag enorm: Er bringt sie sicher zu Geschäften, Ärzten und Haustüren, übernimmt Aufgaben wie den Gang zum Robidog und gibt ihr ein entspanntes, unabhängiges Lebensgefühl. Wo sie früher mit angespannten Schultern und langsamen Schritten den Blindenstock führte, kann sie sich heute auf Pacha verlassen und selbstbewusst ihre Umgebung erkunden.
Pacha ist mehr als nur ein Helfer – er ist ein Goldstück, das nicht nur Martina, sondern die ganze Familie bereichert.